Thema
Involution (& Evolution)

 

Die involutionären
Gegebenheiten,


welche etwas sind, was man haben muss, bevor man irgendetwas anderes haben kann, und welche dem Anschein nach bereits zum Zeitpunkt des Urknalls oder auch schon davor existierten.

Nach der ewigen Philosophie - dem gemeinsamen Kern der großen Weisheitstraditionen der Welt - manifestiert der GEIST [spirit] ein Universum indem er sich selbst "hinauswirft" oder "sich entleert", um Seele zu erschaffen, welche sich zu Geist [mind] kondensiert, welcher sich zu biologischem Körper kondensiert, welcher sich zu Materie kondensiert, der größten Dichte von Form überhaupt. Jede dieser Ebenen ist immer noch eine Ebene des GEISTES, aber jede ist eine reduzierte oder "herabgestiegene" Version des GEISTES. Am Ende dieses Prozesses der Involution sind alle höheren Dimensionen als Potential eingefaltet, im niedrigsten materiellen Bereich. Und wenn die materielle Welt explosionsartig zu existieren beginnt (sagen wir mit dem Urknall), dann kann der umgekehrte Prozess - oder Evolution ? in Erscheinung treten, indem er sich sich von Materie zu lebenden Körpern zu symbolischem Geist zu luminosen Seelen zum reinen GEIST selbst bewegt In dieser entwicklungsmäßigen oder evolutionären Entfaltung werden die vorhergehenden Ebene von den nachfolgenden Ebenen nicht verworfen oder geleugnet, sondern beinhaltet und umfasst, so wie Atome in Molekülen beinhaltet sind, welche in Zellen beinhaltet sind, welche in Organismen beinhaltet sind. Jede Ebene ist ein Ganzes, welches ebenso Teil eines größeren Ganzen ist (jede Ebene oder Struktur ist ein Ganzes/Teil oder Holon). Mit anderen Worten, jede evolutionäre Entfaltung transzendiert und beinhaltet ihre(n) Vorgänger, und GEIST transzendiert und beinhaltet absolut alles. Diese Anordnung - GEIST transzendiert und beinhaltet "Seele", welche "Geist" transzendiert und beinhaltet, welcher "Körper" transzendiert und beinhaltet, welcher "Materie" transzendiert und beinhaltet - wird oft als die Grosse Kette des Seins bezeichnet, doch dies ist eine unglückliche Fehlbezeichnung. Jede nachfolgende Ebene ist kein Bindeglied, sondern ein Nest, welches seine(n) Vorgänger beinhaltet, umfasst und mit einschließt. Die Grosse Kette des Seins ist eigentlich das GROSSE NEST des Seins - keine Leiter, Kette, oder einbahnige Hierarchie, sondern eine Folge konzentrischer Kreise zunehmender holistischer Inhalte. Das GROSSE NEST des Seins ist eine Holarchie, aus Holons zusammengesetzt, eine Entwicklung, die zugleich Entfaltung ist [ development that is envelopment]. Und die Tiefenmerkmale dieser Entwicklung wurden, zumindest auf eine bestimmte signifikante Weise, in der Involution niedergelegt Damit stellt sich natürlicherweise die haarige Frage, wenn nun die Hauptdimensionen der Existenz in der Involution angelegt wurden, ist dann die Evolution eine vollständig determinierte Abfolge? Sind die höheren Ebenen (oder Strukturen oder Holons oder Stufen) als Platon'sche Formen vorgegeben, um beim verabredeten Stichwort von Himmel zu fallen? Die meisten der Traditionalisten - wie Huston Smith, Fritjof Schuon, und Ananda Coomaraswamy - würden mit einem überzeugten "Ja" antworten. Doch dieser Teil der ewigen Philosophie ist etwas, dem ich niemals wirklich zustimmen konnte(welches einer der Gründe ist, warum ich "The Neo-Perennial Philosophy" schrieb, in der die zentrale Grundaussage statischer Platon?scher Formen durch einen evolutionären Panentheismus ersetzt wird). Wie die meisten der Strukturalisten glaubten die Traditionalisten an ahistorische, vollständig vorgegebene Formen, unberührt durch Zeit, Geschichte oder Evolution. Ich war - auf der anderen Seite ? jedoch der Überzeugung, dass es in der Tat einen Involutionsbogen gibt, aber, das alles, was er "vorherbestimmte", einige sehr allgemeinen Potenziale für die evolutionäre Entfaltung waren. Zu sagen, dass Materie, Körper, Geist, Seele und GEIST evolutionäre Potenziale sind, sagt sehr viel und auch wieder sehr wenig. Mit den Traditionalisten stimme ich darin überein, dass diese höheren Bereiche des Seins (bzw. die höheren Zustände des Bewusstseins) Potenziale sind, die uns jeden Augenblick, in dem wir unsere Augen weit genug öffnen können, zur Verfügung stehen. Und der Grund warum sie bis zu einem gewissen Grad zur Verfügung stehen, ist Involution: alle diese Potenziale wurden während des Efflux bzw. der Involution verfügbar, als der GEIST sich selbst herauswarf, um die Bereiche von Seele, Geist, Körper und Materie zu erschaffen; Bereiche, die auf ihre Wiederentdeckung warten, durch jeden und alle, die das Seichtere transzendieren können, um das Tiefere zu finden. Diejenigen Individuen zum Beispiel, die eine starke religiöse Erfahrung, Satori oder Erleuchtung haben, berichten fast immer, dass sie einfach nur wiederentdecken was sie einmal (in der Ewigkeit) wussten, aber (in der Zeit) vergaßen. Tiefgehende mystische Erfahrung hat immer den Geschmack des "nach Hause Kommens", und niemals den des Hineinstolperns in etwas völlig Unbekanntes. Plato hatte in dieser Hinsicht völlig recht: diese Art spirituellen Wissens ist eine Erinnerung, keine Neuentdeckung. Und wir erinnern unsere höheren Zustände, weil sie bereits da sind, als Potentiale, auf unsere Wiederentdeckung wartend (eine Wiederentdeckung von etwas, was wir bereits besaßen, nicht in der Kindheit, sondern in der Tiefe des zeitlosen Augenblicks). In diesem spezifischen Sinn brauchen wir unbedingt ein Konzept der Involution, um der phänomenologischen Beweislage spiritueller Erfahrung zu entsprechen. Aber das bedeutet nicht, dass alles, was die Evolution betrifft, bereits in der Involution festgelegt wurde, so dass die Evolution sozusagen nichts anderes ist als das Abspulen eines Videobandes. Allenfalls sind bestimmte Tiefenstrukturen der Hauptbereiche als Potenziale durch die Involution vorgegeben, doch all die Oberflächenmerkmale sind durch historische Strömungen und evolutionäre Kräfte erschaffen, modelliert und geformt. In diesem Sinn werden bestimmte Tiefenmerkmale erinnert, Oberflächenmerkmale jedoch erlernt. (Und, wie ich schon oben sagte, glaube ich, dass sogar bestimmte Tiefenmerkmale der Holons teilweise durch die gestaltenden Kräfte geformt werden. Ich sage "teilweise", wären sie vollständig durch evolutionären Druck geformt, würden wir immer noch die Bildung des evolutionären Drucks selbst zu erklären haben, was zumindest einige Kräfte voraussetzen würde, die nicht aus der Evolution entstanden sind.) GEIST, mit anderen Worten, ist in keiner Weise eine deterministische Maschine, sondern eher ein organisch verspielter GEIST, dessen eigenes Spiel (lila) das wundervolle Spiel der "Überraschung" für jede Möglichkeit enthält, den Determinismus unterminierend, so wie bei aller Kreativität. Ich stelle mir Involution in der Analogie eines Gummibandes vor: dehne es, dann hast du Involution, welche eine Kraft (mit Namen Eros) zur Verfügung stellt, die die zwei Enden des Gummibandes (Materie und GEIST) wieder zusammenbringt ? mit anderen Worten,eine involutionäre Kraft, welche die Evolution antreibt. Doch der tatsächliche Weg, der auf diesem Rückweg genommen wird, und seine wundervolle Vielfältigkeit, ist eine Co-Erschaffung jedes Holons, und der Strömung des Eros, in welchem es beweglich treibt. QUELLE: Integrales Forum